Donnerstag, Dezember 07, 2006

Der Bachelor und der Nicht-Schreiber

Bachelor und Master vertreiben in einem rasanten Genozid das Diplom aus unseren Universitäten. Was dabei genau passiert unterscheidet sich von Uni zu Uni und von Studiengang zu Studiengang. Mancherorts wird einfach ein alter Studiengang umbenannt. Dagegen ist nicht viel einzuwenden: ein Diplom unter anderem Namen ist immer noch ein guter Abschluss. Für manch einen, der nach drei Semestern feststellt, dass die Entscheidung zum Studium wohl doch falsch war, mag zudem der frühe Ausstieg via Bachelor willkommen sein.

Dummerweise wird bei der Umstellung auf Bachelor und Master meistens auch der Studieninhalt geändert, und das fast immer in Richtung zu niedrigerem Niveau. In der Wirtschaftsinformatik in Paderborn werden zukünftig statt zwei nur noch ein Semester Mathematik gehört, und Statistik wurde als Vorlesung vollständig gestrichen. Ich frage mich, wie Winfos in Bereichen wie Operations Research ohne Mathematik sinnvoll arbeiten wollen - den ganzen Bereich der Optimierungsprobleme kann man schließlich nur mit genügend mathematischem Verständnis wirklich durchdringen.

Es gibt noch mehr Beispiele. Neulich habe ich einen Aushang zu einem Seminar in den Sportwissenschaften gesehen. Für den Leistungsnachweis im alten Diplomstudiengang war ein Referat und eine schriftliche Ausarbeitung erforderlich. Im neuen Bachelor/Master-Studiengang wurde nur noch das Referat verlangt. Da habe ich mich doch gewundert. Müssen Studenten nicht mehr in der Lage sein, selbst Texte zu verfassen? Wird das Wikipedia-Copy-Paste-Phänomen inzwischen explizit propagiert? Ich glaube, ein bißchen mehr Niveau würde dem Standort Deutschland, den Universitäten und auch uns Studenten sehr gut tun.

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