Montag, September 15, 2008

Ein besseres Urheberrecht

Vor einiger Zeit habe ich bereits über irrsinnige Folgen unseres Urheberrechts geschrieben. Damals ging es mir im Wesentlichen darum, dass wir im Urheberrecht einen stärkeren Schutz für die nichtkommerzielle (Neu-)Interpretation von Werken benötigen.

Heute geht es mir um einen anderen Aspekt. Das Urheberrecht währt unheimlich lange, nämlich Lebenszeit des Urhebers plus 70 Jahre. Das wirft zwei Fragen auf:

  • Ist das überhaupt fair? Warum sollten die Kinder und Enkel eines Komponisten noch Geld für sein Werk bekommen, ohne dafür einen Finger zu rühren? Wenn ein Schreiner einen kunstvollen Schrank zimmert, bekommen seine Enkel dafür schließlich auch kein Geld mehr.

  • Was passiert mit den Werken, die für den Urheber oder seine (de facto-)Rechtsnachfolge nicht mehr interessant sind?


Zugegeben, die erste dieser Fragen ist etwas polemisch, und ich will sie zunächst auch gar nicht weiter verfolgen. Trotzdem ist sie ernst gemeint. Schließlich handelt es sich beim Urheberrecht um eine Art gesetzlich gewährtes Monopol. Dieses Monopol ist sinnvoll, um Kreativität und Kultur zu fördern - das steht nicht in Frage. Aber warum sollte es weit über ein Jahrhundert andauern können?

Dennoch ist die zweite Frage meiner Meinung nach wichtiger, da sie unsere Kulturgeschichte härter trifft. Leider wird bei Diskussionen um das Urheberrecht oft nur über die "großen" Werke geredet. Damit sind in der Regel die Werke gemeint, die den Mitgliedern der großen Interessensvertretungen viel Geld einbringen. Weder die Songs der Beatles noch Mickey Mouse werden in absehbarer Zeit von der Erdoberfläche verschwinden. Auch Charlie Chaplin kann man als DVD kaufen, und daran wird sich so schnell nichts ändern.

Aber was passiert zum Beispiel mit alten Filmen, für die sich außer einer handvoll Filmliebhaber niemand mehr interessiert? Eigentlich müsste man diese Filme digitalisieren und in modernen Formaten archivieren, wie auch die Politik verstanden hat. Dummerweise würde sich ein engagierter Fan womöglich strafbar machen, wenn er genau das tut.

Ein drastischeres Beispiel sind Computerspiele, deren kulturellen Wert inzwischen selbst der Bundestag ganz offiziell anerkannt hat. Trotz dieser Anerkennung gibt es eine ganze Reihe von Klassikern, die von der Vernichtung bedroht sind. Diese alten Spiele sind nicht mehr auf dem aktuellen technischen Stand und daher für den Markt uninteressant. Die Rechteinhaber verkaufen diese Spiele nicht mehr, weil das für sie finanziell uninteressant ist. Einige Spieleliebhaber wollen sich damit nicht abfinden und machen sich strafbar, indem sie diese Spiele kopieren und zur Verfügung stellen.

In beiden Fällen ist es natürlich so, dass das Interesse der Rechteinhaber am jeweiligen Werk in der Regel so gering ist, dass sie die Menschen einfach machen lassen und die Rechtsverletzung nicht anzeigen. Dennoch bleibt ein fahler Nachgeschmack, denn letztlich müssen sich besagte Film- und Spieleliebhaber unverdient in eine legale Grauzone begeben. Die Situation ist in Wirklichkeit auch nicht im Interesse der Rechteinhaber, denn wer einmal ein zwanzig Jahre altes Spiel illegal kopiert hat, kopiert demnächst vielleicht ein zwei Jahre altes Spiel illegal.

Dabei ist die Lösung ganz einfach.

Zunächst erfordert sie eine fundamentale Einsicht. Die Ausdehnung der Urheberrechtsdauer weit über die Lebensdauer des Urhebers hinaus ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass Medienkonzerne ihre langfristigen Cash Cows schützen wollen. Was ich davon persönlich halte, behandele ich vielleicht zusammen mit der am Anfang gestellten Fairnessfrage ein andermal. Fakt ist jedenfalls, dass wir es hier mit einem unglaublich starken Lobbyinteresse zu tun haben, dem sich entgegenzustellen für die geschilderte Problematik nur kontraproduktiv wäre.

Das ist zum Glück auch gar nicht notwendig, denn nur ein kleiner Anteil aller jemals veröffentlichten Werke wird zu solchen Cash Cows. Der jeweilige Anteil variiert von Branche zu Branche - bei Büchern, Filmen und Musik ist er sicherlich höher als bei Computerspielen, wo er etwa bei 0% liegen dürfte - aber in jedem Fall ist der weit überwiegende Anteil aller Werke lange vor dem Ende seines Urheberrechtsschutzes nicht mehr finanziell interessant. Daher mein Vorschlag:

So wie heute üblich soll jedes in Frage kommende Werk automatisch urheberrechtlich geschützt werden, jedoch für zunächst maximal 14 Jahre. Diese Frist kann vor Ablauf jeweils um weitere 14 Jahre verlängert werden, bis zur heute festgeschriebenen Maximaldauer. Die Verlängerung erfolgt durch Eintragung bei der Deutschen Nationalbibliothek gegen eine kostendeckende Verwaltungsgebühr.

Die Folge wäre, dass die maximale Dauer des Urheberrechts in der Regel nur noch bei den Werken ausgeschöpft würde, von denen der oder die Urheber bis zum Schluss finanziell profitieren. Diese Werke bleiben aus naheliegenden Gründen sowieso im kulturellen Gedächtnis. Alle anderen Werke werden zum Gemeingut und können so ebenfalls ins kulturelle Gedächtnis einfließen, solange sich wenigstens ein Mensch dafür interessiert.

Die Frist von 14 Jahren ist übrigens nicht aus der Luft gegriffen. Es ist angesichts der heutigen Situation im Urheberrecht vielleicht überraschend, aber tatsächlich war das erste amerikanische Urheberrecht auf zunächst 14 Jahre beschränkt, Ähnliches findet man in Großbritannien. Wenn man dazu bedenkt, dass die Welt heutzutage wesentlich schnelllebiger ist als damals, so erscheint der Unterschied noch krasser. Immerhin verbreitet sich ein urheberrechtlich geschütztes Werk in unserer vernetzten Welt sicherlich schneller als damals, so dass Urheber heutzutage schneller finanziellen Nutzen aus ihren Werken erzielen können.

Im Übrigen wäre auch interessant, für die Verlängerung des Urheberrechts über eine progressive Gebühr nachzudenken. So könnte sich die Gebühr für jede Verlängerung um 14 Jahre jeweils verdoppeln. Auf diese Weise wäre dem mit der Zeit wachsenden gesellschaftlichen Interesse an der freien Verfügbarkeit von alten Werken noch besser Rechnung getragen.

Freitag, Juli 18, 2008

Verdrehte Rhetorik

In der ZEIT dieser Woche las ich in einem Interview mit Herrn Schäuble folgende Aussage:

"Und umgekehrt fragen sich manche in der CDU: Wo bleibt in dieser Koalition eigentlich das CDU-Profil? Wobei ich sage: Es ist ordentlich viel CDU-Profil, wenn wir eineinhalb Millionen Arbeitslose weniger haben oder die Sozialleistungsquote an die 40 Prozent herangebracht haben." (Hervorhebung durch mich hinzugefügt)

Meint Herr Schäuble das ernst? Was ist, wenn die Arbeitslosenzahl steigt? Zeigt die Regierung dann FDP-Profil? In Wahrheit beansprucht doch jede Partei für sich, dass sie die Arbeitslosenzahl senken will und kann. Wenn Herr Schäuble sagen würde, die Arbeitslosenzahl sei wegen Maßnahme X gesunken, die wiederum eine typische CDU-Maßnahme ist, dann wäre alles in Ordnung - aber das tut er nicht.

Tatsächlich baut er durch seine Aussage auf subtile Weise einen üblen Mythos weiter auf - nämlich den Mythos, dass die CDU unabhängig von ihrem Handeln allein aufgrund der Tatsache, dass sie die CDU ist, zum Wirtschaftsaufschwung beiträgt. Ein solcher Anspruch durch eine politische Partei kann unmöglich richtig sein und fällt für mich ziemlich klar in die Kategorie "bewusste Verfälschung der Tatsachen".

Freitag, Juli 11, 2008

Pizzaseminar in Paderborn

Für meine letzten Monate in Paderborn habe ich mir vorgenommen, eine Tradition, die ich in den USA kennengelernt habe, bei uns einzuführen. In Oklahoma gab es von Mathematikstudenten selbst organisierte Seminare, die ich immer sehr interessant fand. Ein solches Seminar wird es auch in der kommenden vorlesungsfreien Zeit bei uns geben, eine vorläufige Planung steht bereits.

Dabei wünsche ich mir, dass Studenten aus Mathematik und Informatik (dort de facto wohl hauptsächlich im Bereich MuA) über Themen, mit denen sie sich gut auskennen, vortragen - oft werden das Vorträge über eine Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit sein. Auf diese Weise kann man nochmals in gemütlicherer Situation das Vortragen üben, während man als Zuhörer hoffentlich einen Einblick in viele verschiedene, interessante Bereiche der Mathematik und Informatik erhält, und das auf einem für Studenten angemessenen Niveau.

Für die kommenden Monate sieht die Planung bereits ziemlich gut aus. Ob sich das Pizzaseminar in Paderborn wirklich als Tradition etabliert liegt dann freilich nicht mehr in meiner Hand, sondern im Engagement derer, die nach mir kommen.

Mittwoch, Juni 18, 2008

Plädoyer für die Menschlichkeit

Ich habe mich vor langer Zeit dazu überreden lassen, mich bei sogenannten "sozialen Netzwerken" im Internet anzumelden. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die jetzt wegen der AGB-Änderung des Tages überrascht sind und empört diesen Webseiten den Rücken zukehren. Tatsächlich benutze ich diese Seiten sowieso nur äußerst selten, meist, um mit physisch entfernten Menschen in Verbindung zu treten, die mir am Herzen liegen, die aber mit E-Mail leider etwas auf Kriegsfuß stehen.

Dennoch habe ich fast alles, was über mich auf diesen Seiten steht, gelöscht - aus einem Grund, der vielleicht etwas ungewöhnlich ist.

Vor Kurzem habe ich eines dieser "sozialen Netzwerke" nach längerer Pause wieder einmal betreten, weil ich eine "Freundschaftseinladung" erhalten habe. Wie es der Teufel so will habe ich dann in diesem Netzwerk herumgeklickt - ich weiß, dass es nicht gut für mich ist, aber die Verlockung der Links ist nunmal eine sehr mächtige - und bin dabei auf einen Menschen gestoßen, der mir sehr sympathisch ist, den ich aber (noch?) nicht besonders gut kenne.

Und auf dessen Seite habe ich mehr über ihn gelesen, als ich wissen wollte. Nun werde ich die Details hier aus guten Gründen weder breittreten noch breit treten. Bevor die Phantasie des Lesers durchgeht möchte ich allerdings betonen, dass es sich bei dem, was ich dort gelesen habe, keineswegs um verwerfliche oder unmoralische Dinge handelt. Wenn ich sie im normalen Gespräch mit jenem Menschen erfahren hätte wäre es die normalste Sache der Welt gewesen. Ich hätte die Tatsachen und diesen Menschen so akzeptiert, wie sie sind. Gut, vermutlich hätte ich mir meinen Teil dazu gedacht, aber es hätte meine Sympathie diesem Menschen gegenüber nicht angegriffen.

Nur habe ich sie eben nicht im Zuge des normalen Kennenlernens erfahren, sondern in einem leblosen Formular im Internet gelesen. Allein diese unnatürliche Präsentation vergiftete die Wirkung, die die eigentlich harmlose Information auf mich hatte. Zwar bin ich mir dessen bewusst und werde versuchen, diese Wirkung so gering wie möglich zu halten; aber letztendlich wird das nichts daran ändern, dass mir die Chance genommen wurde, diesen Menschen auf dem menschlichen Wege kennenzulernen. Tief in meinem Inneren wird es immer eine Stimme geben die mir einflüstert: "Aha, das habe ich ja im Internet schon gelesen!"

Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich zum Thema Datenschutz im Internet eine solide Meinung gebildet hatte, aber diese Erfahrung hat mich eines Besseren belehrt.

Wer um alles in der Welt etwas über mich herausfinden will, dem wird dies gelingen. Darüber besteht für mich kaum ein Zweifel, und in der Regel werde ich dem auch gar nicht im Weg stehen, im Gegenteil. Wer freundlich fragt erhält meist auch eine Antwort. Aber während ich die Kommunikationswerkzeuge dieser "sozialen Netzwerke" durchaus auch in Zukunft noch verwenden werde, habe ich nahezu alles, was dort von mir über mich geschrieben steht, gelöscht. Damit möchte ich anderen die Möglichkeit lassen, mich nicht als steriles Formular auf einer Webseite, sondern als Menschen kennenzulernen.

Donnerstag, Mai 15, 2008

Lang lebe die Langeweile

Als Student hat man's nicht leicht; als Studentin auch nicht, aber erstens kann ich da weniger aus Erfahrung sprechen und zweitens will ich Frauen nicht durch doppelte Erwähnung bevorzugen. Daher belasse ich es im Folgenden beim einfachen generischen Maskulin in der Hoffnung, meine Leserinnen können diese Entscheidung nachvollziehen.

Es gibt viel zu tun im Studium, und das Klischee vom nichtstuenden Studenten ist, seit der Einführung von Bachelorstudiengängen sowieso, leider ziemlich falsch. Natürlich ist das aus egoistischen Gründen zu bedauern, aber das "leider" ist in diesem Fall gar nicht egoistisch gemeint - oder vielleicht doch, je nachdem aus welcher Warte man das Folgende betrachten mag.

Viel zu tun zu haben (auf bolognadeutsch nennt man das eine hohe Workload) hat nämlich - oh Wunder - zur Folge, dass man als Student weniger Leerlauf hat und damit nicht die Ruhe zur distanzierten Reflexion findet. Für erbsenzählende Wirtschaftswissenschaftler mag das in Ordnung sein (und der erboste Wirtschaftswissenschaften studierende Leser möge beachten, dass vor dem Nomen bewusst ein Adjektiv steht), für Mathematiker ist es fatal.

Am Besten erzähle ich dazu eine kleine Geschichte. Ich war in der letzten Woche in Lausanne zu Besuch bei Prof. Eisenbrand. Vordergründig ging es darum, meine Diplomarbeit voranzubringen, und das hat auch ganz gut geklappt. Viel wichtiger war aber, dass ich dort zwar in einer arbeitsamen Atmosphäre war, aber doch dem belasteten Unialltag entrückt.

Diese Kombination hat dazu geführt, dass ich mit einer neuen Ruhe über Kategorien nachgedacht habe, obwohl diese überhaupt nichts mit meiner Diplomarbeit zu tun hat. Ich hatte mit ihr vor über einem Jahr in der Vorlesung Darstellungen von Köchern zum ersten Mal Kontakt, aber so richtig anfreunden konnte ich mich mit all den kommutativen Diagrammen und universellen Eigenschaften nie.

Frei von jeglichem Druck von außen hat es in Lausanne dann auf einmal in ganz vieler Hinsicht geklickt. Es fällt mir schwer zu beschreiben, was da genau passiert ist. Jedenfalls verstehe ich jetzt auf intuitivere Art, was eine universelle Eigenschaft ist, was projektive und injektive Moduln oder Produkte und Coprodukte sind.

Diese Art der Erkenntnis lebt davon, dass man in Ruhe über ein Thema nachdenkt, dem eigenen Tempo und den eigenen Bedürfnissen folgend. Sie erfordert, dass man sich selbst Fragen stellt und nach ihren Antworten sucht. Dafür braucht es Langeweile. Sie ist die Mutter der Erkenntnis.

Samstag, Mai 10, 2008

Zu wenig Terror

Politiker im Allgemeinen waren noch nie bekannt dafür, im Interesse der Gesellschaft rational zu handeln. Von daher scheint es müßig, Gesetzesvorhaben, die ganz offensichtlich einer CYA-Politik entstammen, auf ihre Rationalität hin zu untersuchen. Leider kann ich nun mal nicht anders.

Eines dieser Gesetzesvorhaben ist das BKA-Gesetz. Nun bin ich kein Experte in Sachen Bundeskriminalamt, und es gehört auch nicht zu meinen innersten Wünschen einer zu werden. Daher vorweg: Es mag durchaus gute Aspekte an diesem Gesetz geben. Aber die Begründung, mit der es in die Legislative eingebracht wird, sollte es von vornherein disqualifizieren.

Denn ein Gesetz muss einen Zweck haben, und ein Gesetz muss im Hinblick auf die Erfüllung dieses Zwecks evaluierbar sein - sonst handelt die Politik so unverantwortlich wie ein Wissenschaftler, der seine Hypothesen nicht prüft.

Was ist also der Zweck des BKA-Gesetzes? Irgendwas mit Terrorismus wohl.

Hier liegt die Schwierigkeit. Nehmen wir einmal an, das BKA-Gesetz wird umgesetzt. Nehmen wir ferner einmal an, dass die nächste Bundesregierung verantwortlicher handelt als unsere heutige und das Gesetz dann nach vier Jahren evaluieren will.

Wir können heute bereits sagen, was passieren würde. Denn vergleicht man die Anzahl der Terroranschläge in Deutschland von 2004 bis 2008 mit der Anzahl der Terroranschläge von 2008 bis 2012, so wird diese Anzahl mit Sicherheit nicht zurückgehen - weniger als 0 geht nunmal leider nicht.

Anders gesagt: Das BKA-Gesetz kann seinen Zweck niemals erfüllen. Und weshalb sollte man ein Gesetz verabschieden, das von Vornherein zum Scheitern verurteilt ist?

Das eigentlich Tragische an der Geschichte ist, dass wir den ganzen Terz (oder den ganzen Terror? Aber das scheint mir dann doch keine angemessene Wortwahl zu sein...) nur deshalb ertragen müssen, weil unser Innenminister keine echten Probleme hat, an denen er seine Profilierungssucht hinreichend ausleben kann, und sich deshalb ein künstliches erschafft. Dabei mangelt es eigentlich nicht an echten Problemen: Armut, Bildung, Integration, Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind nur einige wenige davon. Könnte man nicht wenigstens eines davon in seinen Verantwortungsbereich verschieben, damit er sich an etwas Produktivem ausleben kann? Einige dieser Probleme müsste man nicht einmal verschieben!

Wenn die Anzahl der "geglückten" Terroranschläge in Deutschland dann doch irgendwann statistisch relevant werden sollte, können wir diese Verschiebung immer noch rückgängig machen...

Freitag, März 14, 2008

EC-Karten im Supermarkt

Das Phänomen ist sicherlich bekannt: Im Supermarkt hängen an der Kasse Spiegel von der Decke, wohl um den - de facto ja noch mehr als in der Informatik geschlechtsspezifischen - Kassiererinnen Einblick in Einkaufswagen oder Taschen der Kunden zu ermöglichen.

Ich habe heute eine neuen Zweck der Spiegel entdeckt. Ich konnte problemlos die PINs der beiden EC-Kartenbezahler vor mir in der Schlange ablesen, und Übung darin habe ich ja nun wirklich nicht. Nicht, dass ich mit diesen PINs irgendwas anfangen würde, aber für jemandem, dessen Beruf das geschickte Entwenden von EC-Karten ist, sind diese Spiegel eine geniale Erfindung.

Schon wieder habe ich einen Grund mehr, doch lieber mit echtem Geld zu bezahlen.

Sonntag, Februar 24, 2008

Sicherheitslücke im Bundestagswahlsystem

Nein, in diesem Eintrag wird es nicht um Wahlmaschinen gehen. Der Titel spricht schließlich auch von einer Sicherheitslücke und nicht von einem Sicherheitsloch, wie Wahlmaschinen fairerweise genannt werden müssen (klar war das schon immer, aber die Ereignisse bei der Landtagswahl in Hessen weisen noch einmal deutlich darauf hin).

Wie hoffentlich alle hinreichend alten Leser schon am eigenen Leib erfahren haben, hat man als Wähler bei der Bundestagswahl zwei Stimmen. Die Zweitstimme bestimmt gemäß dem Verhältnis die Anzahl an Sitzen, die einer Partei im Bundestag zustehen. Mit der Erststimme wird in jedem Wahlkreis ein Direktkandidat gewählt. Die Sitze jeder Partei werden - nach Bundesland - zunächst mit den gewählten Direktkandidaten der Partei besetzt, sofern vorhanden. Alle weiteren Sitze der Partei werden der Reihe nach mit den Kandidaten auf der Landesliste besetzt. Für den Fall, und hier wird es interessant, dass eine Partei in einem Bundesland mehr Direktkandidaten gewonnen hat als ihr gemäß der Zweitstimme Sitze zustehen würden, kommen trotzdem alle Direktkandidaten in den Bundestag, und es entstehen sogenannte Überhangmandate. Der Bundestag hat dann also mehr Mitglieder als eigentlich vorgesehen.

Jetzt wird es interessant für Parteien, die eine Chance haben, Direktkandidaten erfolgreich ins Rennen zu schicken. Wir alle wissen, dass das in der Praxis vor allem zwei Parteien sind, die ich aus Gründen der Neutralität Alice und Eve nennen werde. Nehmen wir an, Eve gewinnt in einer Bundestagswahl 230 Bundestagssitze gemäß Zweitstimmen. Davon werden 150 mit Direktkandidaten besetzt. (Die Zahlen sind erfunden, orientieren sich aber in etwa an den Wahlergebnissen von 2005.) Wenn es keine Überhangmandate gibt, hat Eve damit 38,5% der 598 Sitze im Bundestag - ein ordentlicher Brocken, aber weit davon entfernt, ohne Koalition eine Regierung bilden zu können.

Also gründet Eve eine Briefkastenpartei namens Ede und tritt bei der nächsten Wahl nur für die Zweitstimme an, während alle Direktkandidaten für Ede kandidieren. Ede tritt dafür ohne Landeslisten für die Zweitstimme an. In der Realität werden sich natürlich viele Menschen davon vergackeiert fühlen oder die Wahlstrategie gar nicht verstehen, aber nehmen wir mal an, Bob der Bürger ist naiv genug um mitzumachen ohne das sonstige Wahlergebnis zu verändern (wir schaffen das!). Dann hat Eve nach wie vor 230 Sitze durch Zweitstimmen gewonnen, während Ede 150 Überhangmandate erhält. Wenn sich sonst nichts am Wahlergebnis ändert, ergeben sich für die Partei damit insgesamt 50,8% der 748 Sitze im Bundestag - sechs Sitze über der absoluten Mehrheit.

Das Problem ist natürlich nicht unbekannt. Aber aus der Perspektive von jemandem, der schon endlose Debatten über Cheating in Netzwerkspielen geführt hat, ist es doch kurios, dass eine derart massive Lücke in einem System existiert ohne ausgebeutet zu werden. Das spricht wohl zum einen dafür, dass unsere Politik nicht ganz korrupt ist; schwerer wiegt allerdings mit Sicherheit, dass im sogenannten "Echten Leben" nicht die gleiche Anonymität herrscht wie im Internet.

Ach ja: Jegliche Ähnlichkeiten mit Charakteren aus Kryptographie oder Kindersendungen sind natürlich rein zufällig.

Freitag, Februar 08, 2008

Talk to me

Nachdem letzte Woche in der Sneak ein dank hölzener Dialoge enttäuschender, generischer "Junge aus Slum in Rio mit Drogenverbindungen kann wenigstens Fußball spielen"-Film lief, wurden wir diese Woche wieder mit einem erfrischend schönen Film für den Sneakbesuch belohnt. Talk to me ist die Geschichte von zwei Schwarzen, die mit Talkradio in Washington D.C. zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung erfolgreich werden. Besonders die erste Hälfte des Films wirkt seriös und spannend, gleichzeitig aber auch immer wieder erfrischend witzig. Leider verfällt der Film gegen Ende der Versuchung des "Aufsteigender Star hat Probleme"-Klischees, und es gab mehrere Stellen, an denen ich mich wunderte, weshalb der Film jetzt noch weiterlief.

Was mir aber erst am Ende des Films klar wurde ist, dass der Film die wahre Geschichte von Petey Green erzählen wollte, was auch die Schwächen am Ende erklärt. Ein echtes Leben ist nunmal selten über seine ganze Länge hinweg filmreif. So ist Talk to me kein revolutionärer, aber sicherlich schön anzusehender Film - besonders einer zentralen Szene, die ich, Spoilerspoiler der ich bin, lieber nicht schildern werde, kann man sich als Zuschauer emotional kaum entziehen. Ich frage mich nur, weshalb ich noch nie von dem Film gehört hatte - in den USA lief er bereits letztes Jahr an, kurz bevor ich nach Oklahoma kam. Womöglich liegt es an der "Fire and forget"-Kultur des amerikanischen Kinos, bei dem fast nur die Einspielergebnisse am ersten Wochenende zählen.

Dienstag, Februar 05, 2008

Ärger mit Templates

Erstaunlich, wie man manchmal Zeit mit unnötigem Kram verbringen kann. Ich habe beschlossen, KDE 4 einmal auszuprobieren, nicht zuletzt wegen KDevelop.

Nun ist KDE 4 zwar schon brauchbar, aber nicht unbedingt etwas, was man in seinem jetzigen Zustand auf normale Anwender loslassen sollte. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir und holte mir also gleich das Allerneueste aus dem Subversion-Repository. Soweit lief alles problemlos, doch als ich dann aus meiner schönen neuen KDE 4-Sitzung heraus KDevelop starten wollte, verabschiedete sich selbiges schon beim Starten mit

kdevelop: libs/serialization/src/extended_type_info.cpp:74:
static void boost::serialization::detail::tkmap::insert(
const boost::serialization::extended_type_info*):
Assertion `lookup(eti) == m_self->m_map.end()' failed.

auf der Konsole. Nachdem eine Internetsuche recht erfolglos verlaufen war und auch im IRC-Channel niemand so recht weiter wusste, habe ich mir die Sache genauer angesehen. Etwa zwei Stunden und etliche Flüche über die schwer debugbare Boost-Bibliothek später musste ich feststellen, dass zwei Templateinstanziierungen in verschiedenen Bibliotheken, die eigentlich identisch sein sollten, nicht vom Runtime-Linker zusammengeführt wurden.

Da kratzt man sich schon mal am Kopf. Nach diversen anderen Experimenten hat letztlich einfach ein kompletter Rebuild von KDevPlatform das Problem behoben.

Bleibt nur noch die Frage, warum die Templateinstanziierungen nicht von Anfang an identisch waren. Womöglich lag es daran, dass ich den make-Vorgang beim ersten Durchlauf neustarten musste, nachdem ich eine fehlende, aber von cmake nicht bemängelte Bibliothek nachinstalliert hatte. Oder ich habe soeben das erste Zeichen dafür erhalten, dass mein Thinkpad demnächst des Denkens müde sein könnte...

Montag, Februar 04, 2008

Das Waisenhaus

Vor zwei Wochen (ja, ich weiß, ich bin spät dran) hat mich die neue Montagssneak begeistert. Wir sahen Das Waisenhaus, einen spanischen Horrorfilm oder Thriller, der in zwei Wochen in Deutschland anläuft.

Wie der aufmerksame Leser sieht fällt es mir schwer, diesen Film genau in ein Genre zu stecken. Das Problem bei "Thriller" ist, dass dabei womöglich zu viel an Action gedacht wird oder an groß angelegte Plots mit politischen oder wirtschaftlichen Szenarien. Zudem war Das Waisenhaus für einen Thriller viel zu angsteinflößend. Andererseits denkt man bei "Horrorfilm" womöglich an Geister oder gar Zombies und Splattereffekte, und damit läge man auch ziemlich daneben.

Aber genau mit solchen Erwartungen der Zuschauer spielt der Film, und das macht ihn so gut. Eine Frau zieht mit ihrem Mann und Adoptivsohn in das abgelegene ehemalige Waisenhaus in der Nähe des Meers, in dem sie aufgewachsen ist, um dort ein neues Heim für behinderte Kinder aufzubauen. Der Adoptivsohn, der gerne mit seinen unsichtbaren Freunden spielt, verkündet eines Tages in einer Höhle am Strand, dass er neue Freunde kennengelernt hat. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um sechs Kinder, die früher einmal im Waisenhaus gelebt haben.

Währenddessen spielt der Film mittels Kameraführung und Sounddesign mit dem Zuschauer und baut dabei Schritt für Schritt die Erwartung auf, dass doch demnächst diese Kinder als Geister in Erscheinung treten. Und der Zuschauer wird in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht, als bei der Eröffnungsfeier für das neue Heim im alten Waisenhaus der Adoptivsohn spurlos verschwindet - oder doch?

Der Film folgt der immer hoffnungsloser werdenden Suche nach dem verlorenen Sohn und erzählt dabei die Geschichte des Waisenhauses. Am Ende erfährt der Zuschauer in der grandiosen Auflösung auch, was mit dem Sohn passiert ist. Ironie des Schicksals, und mal wieder eine derbe aber schöne Lektion für alle Eltern da draußen.

Fazit: Das Waisenhaus sollte man gesehen haben. Und damit meine ich auch Menschen, die wie ich eher von Horrorfilmen Abstand nehmen.

Freitag, Januar 25, 2008

Der Nebel

Letzten Mittwoch habe ich Hendrik und Teresa wieder getroffen, und nach einem gemeinsamen Abendessen ging es mal wieder in die Sneak Preview, wo Der Nebel lief, die Verfilmung einer Geschichte von Stephen King.

Ich muss gestehen, dass ich mich noch nie so sehr über einen Mord gefreut habe wie in diesem Film. Immerhin war ich nicht der Einzige: Das ganze Kino hat gejubelt, als die bibel-, aber doch hauptsächlich alttestamentstreue Predigerin, die mit Feuereifer an der Wiedereinführung von Menschenopfern gearbeitet hat, endlich erschossen wurde. Alles in allem handelte es sich um einen soliden und irgendwie menschlichen Horrorfilm, in der Hinsicht, dass alle Personen im Wesentlichen glaubwürdig handeln. Okay, über das Ende des Films lässt sich streiten, aber irgendwie war das sehr unhollywooden End doch auch auf saddistische Weise befriedigend.

Ich haben in diesem Film jedenfalls drei wichtige Lektionen gelernt. Erstens sollte man religiöse Fanatiker in anstrengenden Situationen rechtzeitig wegsperren. Zweitens kann es nie schaden, noch ein paar Minuten mit dem Selbstmord zu warten. Und drittens sollte man besser in Walmart, Target oder ähnlichen Supermärkten einkaufen, da diese keine Glasfront haben und man auch zum Apothekenbesuch nicht den Laden verlassen muss.

Dienstag, Januar 22, 2008

Ossis Eleven

Seit einiger Zeit gibt es auch im Kino am Westerntor eine Sneak Preview. Die läuft immer montags, und ich bin natürlich gleich letzte Woche mit Christian und Jürgen reingegangen. Der Gesamteindruck der Sneak an sich ist sehr positiv, mit kommunikativem Charakter, günstigerem Eintrittspreis und Verlosung am Anfang. Andere Gestalten spricht sicher auch das günstige Bier an.

Es lief Ossi's Eleven (der inzwischen legalisierte Idiotenapostroph an dieser Stelle ist nicht auf meinen Mist gewachsen; der letzte Link ist übrigens alleine der schönen Bildauswahl halber empfehlenswert), eine deutsche, wie der Name vermuten lässt an Ocean's Eleven angelehnte, Komödie. Der Titel bezieht sich dabei sowohl auf die kleptomanische Hauptfigur namens Oswald, als auch auf den nicht näher spezifizierten ostdeutschen Handlungsort.

Nachdem Oswald seine Haft für den Diebstahl eines LKWs samt Ladung abgesessen hat, sucht er nach einem neuen Ziel, muss aber leider feststellen, dass die Casinokette, auf die er es abgesehen hat, dem wirtschaftlichen Abschwung zum Opfer gefallen ist. Dafür beschließt er, alte DM-Münzen zu klauen. Ziemlich absurde Idee, nicht nur wegen des übermässigen Gewichts, aber deswegen ist der Film nun mal eine Komödie. Mit einem alten Freund tappst er stümperhaft durch die "Planungs"-phase, bis die Gruppe der Möchtegerndiebe eher nebenbei und ohne Absicht auf elf Personen anwächst. Das Ende der Geschichte sei hier aber nicht verraten.

Ossis Eleven war eine ganz amüsante Komödie, die zwar an manchen Stellen nicht ganz das richtige Tempo erwischt, die wir aber voll und ganz genossen haben. Fazit: Nichts Besonderes, aber durchaus ein Film, den man sich an einem gemütlichen Abend mal reinziehen kann.

Samstag, Januar 19, 2008

Steuermentalität und Kleingeld

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen im Ausland zum Stolpern bringen. Eines dieser kleinen Dinge ist, in den USA die Kleingeldmenge im Geldbeutel unter Kontrolle zu halten. Langjährige Erfahrung mit Euromünzen erlaubt uns, das passende Kleingeld herauszusuchen, wenn wir zum Beispiel im Subway ein Sandwich kaufen. Doch wie sieht das im Ausland aus?

Natürlich war mir klar, dass das auf Grund des anderen Geldes in den USA zunächst etwas schwieriger sein würde. Man kann mir viel erzählen, aber nicht, dass sich ein praktisch denkender Mensch in den USA über den Entwurf der Münzen Gedanken gemacht hat. Oder, genauer: Höchstwahrscheinlich hat sich ein praktisch denkender Mensch darüber Gedanken gemacht, konnte seine Vorschläge dann aber politisch nicht durchsetzen. Die Münzwertverteilung ist unpraktischer als bei uns (1, 5, 10, 25 Cent; Dollarmünzen gibt es auch, treten in freier Wildbahn aber kaum auf), und die Amerikaner beharren darauf, den Nickel (5 Cent) größer zu machen als den Dime (10 Cent). Bei meinem Besuch der Münze in Denver habe ich auch den Grund dafür gelernt: Anno dazumal, als der Geldwert direkt mit dem verwendeten Material zusammenhing, war der aus sich selbst gefertigte Nickel eben größer als der aus Silber gefertigte Dime, weil Silber eine größere Wertdichte hatte. Seitdem hat sich offenbar nicht viel geändert. Aber an all das kann man sich gewöhnen, und da ich, meinem Mathematikstudium zum Trotz, einigermaßen des Kopfrechnens fähig bin waren die Münzwerte eher ein nebensächliches Problem.

Richtig blöd wird es durch das politische System und die Steuermentalität der Amerikaner. Man muss nämlich wissen, dass in der Politik in den USA alles ein bißchen direkter und lokaler funktioniert als bei uns, und es daher keine Mehrwertsteuer auf Bundesebene gibt. Stattdessen wird die Steuer von den Bundesstaaten und teilweise anscheinend auch von den Kommunen erhoben. Das logische Resultat davon ist, dass die Sales Tax, wie sie im Amerikanischen heißt (vermutlich sind auch andere Aspekte der Steuer anders als in Deutschland, aber Steuerrecht gehört normalerweise nicht zu den Dingen, mit denen ich mich einfach so spaßeshalber beschäftige), überall verschieden sein kann. In der Regel bewegt sie sich so zwischen 0,05 und 0,1, wenn ich mich richtig erinnere.

Ich bin mir nicht sicher, ob letztendlich die unterschiedlichen Steuersätze oder die Direktheit der Politik und der damit verbundene Wunsch, den Einfluss der Politik direkt spürbar zu machen, den größeren Anteil daran haben, jedenfalls ist eine zusätzliche Folge des ganzen Systems, dass in Läden in der Regel die Sales Tax nicht im angezeigten Preis inbegriffen ist. Der unwissende Deutsche geht also, um zum ursprünglichen Beispiel zurückzukommen, in einen Subway, gibt eine Bestellung auf und rechnet sich aus, dass er 5,99$ zu bezahlen hat. Dann macht er den Fehler, das passende Kleingeld herauszusuchen und stellt überrascht fest, dass er in Wirklichkeit 6,41$ bezahlen muss, weil die Sales Tax nicht im Preis inbegriffen ist.

Natürlich kann ich den Wunsch der Läden, den vom Käufer wahrgenommenen Preis zu reduzieren, nachvollziehen. Ebenso kann ich die Argumentation verstehen, dass die Läden klar angeben wollen, was sie verdienen; an den zusätzlichen Kosten ist der Staat "schuld", davon wollen sie sich distanzieren.

Auf der anderen Seite kenne ich dann aber auch keine Gnade. Wenn die Ladenbesitzer mir den tatsächlichen Preis erst ganz am Ende nennen, müssen sie sich eben auch gedulden, wenn ich zur Suche des passenden Kleingelds etwas länger brauche als mein Vorgänger.

Dienstag, Januar 15, 2008

Ende gut, alles gut

Nachdem ich Sebastian in Orlando abgeliefert hatte bin ich nach Norman zurückgefahren. Das sagt und schreibt sich schnell, dauert aber etwa anderthalb Tage, in denen ich unter anderem durchs nächtliche Alabama gefahren bin. Auf der kleinen Landstraße, die sich durch menschenleere Wälder und über Hügel gewunden hat, hatte ich mehr als einmal das Gefühl, die ersten paar Minuten eines Horrorfilms zu erleben. Glücklicherweise hat mein Auto die ganze Fahrt mitgemacht, so dass ich nicht in einem von einem Axtmörder geführten Motel übernachten musste. Da ich alleine unterwegs war, wäre es sowieso kein guter Horrorfilm geworden.

Am zweiten Tag bin ich spätabends in Amandines Apartment getaumelt, wo ich mein restliches Gepäck zwischengelagert hatte. Wir haben zusammen festgestellt, dass es auch in Oklahoma schöne und grüne Flecken in der Natur gibt, was ich zwar irgendwie vorher auch schon wusste, aber mangels Auto nur einmal vorher erleben konnte. Wir sind wieder auf eine Reise gegangen, die über die Great Smokey Mountains in Tennessee, was unfairerweise im deutschen Mathematikunterricht seltener in Erscheinung tritt als ein gewisser anderer Bundesstaat, und Floridas Strände wieder nach Orlando geführt hat. Unterwegs haben wir sogar eine richtige, wenn auch eher kleine, mittelalterliche Festung gesehen, die vor vielen Jahrhunderten einmal eine spanische Siedlung vor feindlichen Schiffen schützte.

In Orlando war dann endgültig Abschied angesagt, wir voneinander, ich von allem Möglichen. Meine Flüge verliefen problemlos und angenehm, nicht zuletzt dank des älteren Ehepaars, das unterwegs zu einem von Südkoreanern gebauten Krankenhaus in Äthiopien war und mich auf dem Flug nach Detroit mit Popcorn und Schokolade versorgt hat. Mein erster Blick aus dem Fenster auf der hiesigen Seite des um Größenordnungen die teichübliche Fläche übersteigenden Teichs war dann gleich wieder richtig schön typisch deutsch: Eisenbahnverkehr, dynamischer Verkehr auf Autobahnen, chaotischer und daher irgendwie menschlicher wirkende Siedlungen. Meine Eltern haben mich vom Flughafen abgeholt, und nach einer recht kurzen Familienwiedervereinigung schreibe ich diesen Eintrag bereits im Zug nach Paderborn sitzend.

Und was habe ich in den letzten Monaten gelernt? Mit den anderen Austauschstudenten habe ich immer gewitzelt, die Antwort würde "Französisch und ein bißchen Spanisch" sein, und darin steckt sicherlich viel Wahrheit. Im Nachhinein bin ich irgendwie froh, in eine Gegend gegangen zu sein, bei der ich mir regelmässig die Frage "Warum ausgerechnet dort?" anhören musste. Denn in den USA sind vor allem die Extreme stärker ausgeprägt als bei uns. Die Konservativen sind konservativer, die Liberalen liberaler, die Dicken dicker, die Fitnessfanatiker fitnessfanatischer, die Umweltverschmutzer umweltverschmutzender und die Umweltbewussten - halt, nein, hier sind wir Deutschen nach wie vor Weltmeister. Wie dem auch sei, all diese Extreme leben, wenn auch nicht immer miteinander, so doch zumindest nebeneinander friedlich im selben Land. Und Oklahoma gehört zu den uneuropäischsten Gegenden der USA. So habe ich die Extreme besser kennengelernt, die mir am fremdesten waren und zum Großteil auch noch sind. Ich denke, dass ich in Oklahoma weit mehr als anderswo Verständnis dafür gewinnen konnte, wie dieses Land tickt. Aber Football werde ich mir in Deutschland trotzdem nicht ansehen.

Sonntag, Januar 13, 2008

Florida

Am 30.12. haben wir Washington über den Reagan National Airport wieder verlassen, sind abends im unglaublich schwülen Orlando drunten gelandet und haben unseren Mietwagen abgeholt.

Die nächsten Tage sind wir recht gemütlich durch Florida getourt. Nach dem Motto "Wenn wir schon mal hier sind..." haben wir am ersten Tag in Florida, also an Silvester, Disney World bei Orlando durchwandert. Ich habe meine Zweifel, ob der Besuch den extrem teuren Eintrittspreis wirklich wert war. Rentabler ist Disney World für Leute, die sich die volle Dröhnung geben wollen und bis zu zehn Tage dort verbringen, aber das würde ich wahrscheinlich nicht aushalten. Immerhin sind alle Attraktionen kostenfrei, wenn man erstmal in einem der vier Theme Parks drinnen ist, die das touristische Hauptinteresse der Anlage sind. Und so hat sich der Besuch definitiv gelohnt, alleine schon aus metatouristischer Perspektive.

Auf einem Gelände, das so gigantisch ist, dass dort eigene Freeways gebaut werden, um von A nach B zu kommen, befinden sich inmitten großer Wald- und sonstiger Grünflächen unvorstellbar große Parkplatzflächen um jeden der vier Theme Parks. Permanent sind in jedem dieser Parkplatzbereiche mindestens fünf Leute damit beschäftigt, mit dem Auto ankommende Besucher in die jeweilige Betonwüste einzuweisen. Die Fahrer der Parkplatz-Tram und die Angestellten, die die Parkplatzgebühren einkassieren, sind dabei noch gar nicht eingerechnet.

Nach einem kurzen Mahl im Auto haben wir uns der vom Parkplatz in Richtung der Eingangstore rollenden Touristenwalze angeschlossen und den Theme Park namens Epcot betreten. Dieser Park unterteilt sich in einen Teil, in dem unter dem Motto "Future World" diverse Technologien verwässert werden bis sie in Form einer Jahrmarkt-artigen Attraktion präsentiert werden können - zum Beispiel eine simulierte Testfahrt, natürlich mit viel Sponsoring eines großen amerikanischen Autoherstellers - und einen Teil, in dem das Kitschpotential verschiedener Länder, Deutschland mit seinen Kuckucksuhren und Lederhosen natürlich eingeschlossen, voll ausgenutzt wird um Produkte an den Mensch zu bringen. Das hört sich jetzt schlimmer an als es eigentlich ist, denn der Park ist definitiv nett gestaltet, und die ganze Infrastruktur, die wahrscheinlich beeindruckender ist als der Park selbst ist gut versteckt.

Von den vier Theme Parks in Disney World haben einige sogar angeblich etwas mit Disney zu tun. Wir waren allerdings nur noch im sogenannten Animal Kingdom, wo die Natur Afrikas und Asiens zur Tourismusmaschine wird. Dazu gehört zum Beispiel eine Safari mit echten Tieren und einer gestellten Verfolgung von Wilderern. In einem anderen ride in einer Art Boot sind wir ordentlich nass geworden, wobei das angesichts des Regens, der angefing, als wir in einer der vielen Warteschlangen auf die Achterbahnfahrt auf "Mt Everest" gewartet haben, auch wieder egal war. Die Achterbahn durch den Regen zu fahren war auf jeden Fall sehr cool. Danach sind wir aber doch lieber zurück ins Motel gefahren, um uns trocken einzukleiden und einen Regenschirm zu kaufen, den wir den Rest des Abends nicht mehr gebraucht haben.

Wir sind nämlich wieder zu Epcot gefahren um dort Silvester zu feiern. Man muss dazu wissen, dass die gezeigten Länder aus aller Welt dort um einen großen See herum angeordnet sind. Jeden Abend wird über dem See eine beeindruckende Feuerwerk- und Lasershow namens Reflections of Earth gezeigt. Am Silvesterabend war diese Show so getimed, dass ihr Ende direkt in den Countdown zum neuen Jahr übergegangen ist. Alle um den See versammelten Länder, die bereits im neuen Jahr waren, wurden vor Mitternacht mit einem Feuerwerk in den Farben der jeweiligen Fahne geehrt. Dass das bei Deutschland nicht so recht geklappt hat sei an dieser Stelle auf Grund der außerordentlichen Herausforderung verziehen. Das finale Feuerwerk um Mitternacht hat der ganzen Show dann nochmal eins draufgesetzt.

Und was macht man kurz nach Mitternacht? Man drängt sich durch die Tausende, die den Park bevölkern und versucht, vor dem großen Ansturm zum Parkplatz zu kommen um zu flüchten. Wir haben wahrscheinlich zwanzig Minuten gebraucht, um uns an den anderen Leuten vorbeizukämpfen, aber wir haben es tatsächlich geschafft, vor dem großen Exodus die Parkwüste zu durchqueren.

Disney World ist ein faszinierendes Thema. So hat Disney (die genaue Struktur der vielen Firmen, die in diesem Konzern stecken ist mir zu verwirrend, so dass ich sie einfach alle in einen Topf namens "Disney" werfe) de facto legislative Rechte im Bereich von Disney World, das sich im Reedy Creek Improvement District befindet. Dieser Bezirk ist zwar nominell demokratisch organisiert, aber da quasi alles Land mehr oder weniger direkt Disney gehört und die einzigen Einwohner hochrangige Disney-Angestellte sind, besitzt hier ein Konzern sehr direkt eine demokratisch gewählte Regierung und könnte zum Beispiel seine eigene offizielle Polizeibehörde einrichten (was in diesem Fall aber nicht passiert ist). Vollkommen abartig, aber da in den USA nunmal beinahe alles auf lokaler Ebene geregelt ist, im Rahmen des Möglichen.

Zudem könnte man einen ganzen Eintrag allein den moralischen Aspekten einer Tourismusmaschine wie Disney World widmen. Dabei denke ich gar nicht mal an die Unmengen an Energie und Müll, sondern an die geistige Hygiene der Besucher. Viele der Attraktionen versuchen bewusst, einen Eindruck zu vermitteln, als würden sie dem Besucher etwas reales zeigen. Sie versuchen, den Besucher davon zu überzeugen, dass er jetzt wirklich etwas über China lernt oder über Deutschland, dabei wird immer nur ein kleiner, ins kitschige übertriebener Ausschnitt gezeigt. Und ich werde zum Beispiel nie wissen, ob die Straußeneier, an denen wir vorbeigefahren sind, echt waren oder nicht, oder ob sie vielleicht echt waren, aber von den Parkangestellten an eine andere Stelle getragen wurden, um sie für uns "Safari"-Teilnehmer sichtbar zu machen.

Natürlich wissen Besucher von Disney World im Prinzip, dass ein Unterschied zwischen Show und Realität besteht - ich hoffe es zumindest. Aber die Designer der Attraktionen tun alles, um diese Unterscheidung zu erschweren - und gerade in der Langzeiterinnerung verankert sich dann womöglich als Fakt, was lediglich Teil der Show war.

Klar ist aber, dass es trotzdem möglich und auch angemessen ist, die Reizüberflutung und die aufwendig produzierten Shows zu genießen. Nur sollte man danach wieder aufwachen und sich vergegenwärtigen, dass man in Disney World war und nicht in der Real World.

Am nächsten Tag sind wir den US-Highway 1 an der Ostküste Floridas heruntergefahren. Auf dem Weg haben wir die unglaublich grüne Natur und natürlich auch ein Stück Strand genossen. Sebastian hat festgestellt, dass er tatsächlich in Florida ist. Überhaupt sind wir weit gereist, und Hollywood noch einmal zu sehen war auch ganz witzig. Nein, ein Hollywood-Schild gab es dort nicht. Auf unseren ursprünglichen Plan, Miami zu besuchen, ist dann am Nachmittag bis frühen Abend eine unglaubliche Menge Wasser gefallen, so dass wir uns einfach in Florida City, der letzten "Stadt" vor den Keys, eine Unterkunft gesucht haben.

Von dort aus haben wir am Mittwoch, dem 2. Januar, den Everglades National Park besucht. Das war eine wohltuende Abwechslung vom organisierten Tourismus der vorangegangenen Tage, und wir konnten neben einem Alligator auch eine überproportionale Anzahl Deutscher und Menschen, die sich erinnern, bewundern.

Tags darauf sind wir weiter dem US-Highway 1 nach Key West gefolgt. Key West ist die und befindet sich auf der letzten Insel in der langen Inselkette im Süden von Florida. All diese Inseln sind durch Brücken untereinander verbunden. Das etwas amüsante Resultat ist, das auf einigen der kleineren Inseln nur ein Stück Highway, ein nicht asphaltierter Parkplatz und eine ganze Menge Palmen zu finden sind. Key West selbst ist ein extrem touristisches, aber insgesamt sehr nettes Städtchen. Ich fühlte mich mal wieder in der Vermutung bestätigt, dass normalen amerikanischen Städte vor allem deswegen Charme fehlt, weil sie zu viel Platz haben. Noch am selben Tag sind wir zurück nach Norden bis Pompano Beach gefahren, und am Freitag habe ich Sebastian am Flughafen von Orlando abgeliefert.

Mittwoch, Januar 02, 2008

Houston und Washington

Jetzt, wo sich Amerikaner und Deutsche wieder darin einig sind, wie die Jahreszahl geschrieben wird, komme ich ein bißchen zum Nachholen...

Unser Aufenthalt in New Orleans endete am Sonntag mit einem frühmorgendlichen Trip zur kombinierten Amtrak/Greyhound-Station. Die nächsten acht Stunden verbrachten wir in einem vollen Reisebus nach Houston, und während Sebastian offenbar den größten Teil der Zeit am Fenster geschlafen hat habe ich "The Swarm" (von Arthur Herzog, nicht Frank Schätzing) gelesen und mit viel Augenrollen die Eskapaden unserer Mitreisenden verdrängt. Auf der ganzen Fahrt hatten wir zwei längere Aufenthalte, bei denen jeweils alle Passagiere den Bus verlassen sollte. Etwa eine halbe Stunde nach der ersten dieser längeren Pausen in Baton Rouge fragte mich einer der konfusen Leute hinter uns, ob unser Bus nach Memphis fahren würde. Dass man bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel manchmal umsteigen muss war wohl eine Neuigkeit für meine Mitreisenden, die sich auch sonst eher auf dem geistigen Niveau von Halbstarken befanden. Eine Freundin der beiden besuchte sie ungefähr stündlich, um sich von einem von ihnen zwicken zu lassen und sich dann lautstark darüber zu beschweren. Eben alles wie zu Hause, nur dass die Qual hier länger dauert.

In Houston übernachteten wir in einem Motel in europäischer Gehentfernung vom Johnson Space Center, das wir am Heiligabend besucht haben. Das Besucherzentrum wirkt auf den ersten Blick wie ein überdimensionierter Kinderspielplatz, aber wenn man diesen Aspekt wegabstrahiert bleibt ein sehr interessantes Museum mit diversen Originalen aus der Frühzeit der NASA, darunter die ziemlich verkohlte Kapsel von Apollo 17 und der berühmte, MacGyver in den Schatten stellende Luftfilter von Apollo 13. Der Höhepunkt des Besuchs im Space Center ist natürlich die Tram Tour über das Gelände der NASA. Auf dieser Tour kamen wir unter anderem in den alten Mission Control Room. Dorthin muss man ganze 87 (in Worten: siebenundachtzig!) Stufen hinaufsteigen, vor denen uns der (Tour-)Führer wieder und wieder sehr zu unserer Erheiterung gewarnt hat. Nachdem das Mondprogramm vorzeitig aus Geldgründen eingestellt wurde, hat die NASA das bereits vorhandene Material für das Skylab verwendet. Eine Saturn V ist trotzdem noch übriggeblieben, und an dieser gigantischen, flachgelegten Rakete entlangzulaufen war sicherlich der beeindruckendste Moment im Space Center. Aber man kann dort auch andere Dinge lernen. So lobpreiste ein Australier, mit dem wir uns in einer der Warteschlangen unterhalten haben, die "German ruthless efficiency", die er in Berlin kennengelernt hat.

Das Schöne am Mondprogramm ist, dass es bewiesen hat, dass monumentale und erfolgreiche technische Projekte aus öffentlicher Hand nicht nur im Militär stattfinden müssen, sondern auch im zivilen Bereich möglich sind. Es kommt eben hauptsächlich aufs Geld an - und da kommt die ernüchterndere Erkenntnis, dass signifikante Etats für solche Projekte wohl nur durchs Heraufbeschwören eines Feindes (ob real, imaginär oder komplex) zu bekommen sind.

Da öffentliche Verkehrsmittel im Großraum Houston allem Anschein nach nicht ernst genommen werden sind wir am nächstem Morgen mit einem Flughafenshuttle zu George Bush (dem Älteren; aber es gibt trotz allem auch noch genügend Texaner, die auf den Jüngeren stolz sind) gefahren. Etwa eine Viertelstunde zu früh in Philadelphia angekommen mussten wir feststellen, dass unser Anschlussflug nach Baltimore/Washington gestrichen wurde, laut dem Menschen am Schalter aus "Operational blahblah, no idea what that means"-Gründen. Böse Zungen würden behaupten, um den nachfolgenden und letzten Flug in diese Richtung besser auszulasten; nettere Zungen gehen natürlich von ernsthaften Sicherheitsbedenken am Flugzeug aus. Jedenfalls sind wir drei Stunden später als geplant in Washington angekommen.

Bereits auf dem recht langen Weg vom Flughafen ins Stadtzentrum haben wir uns darüber gefreut, endlich wieder in der Zivilisation angekommen zu sein, wo U-Bahnen und Busse vorhanden und ausgeschildert sind. Lediglich die Tatsache, dass an der Greenbelt Station die Erklärungen zum Tarifsystem erst hinter den Schranken, deren Passieren ein Ticket erfordert, zu finden waren, hat mich etwas geärgert. Ohne dieses Hindernis hätten wir die richtige Wochenkarte früher kaufen können (es gibt zwei verschiedene, deren genaue Funktionsweise am Fahrkartenautomat natürlich nicht hinreichend erklärt wird).

Die Metro, wie die U-Bahn in Washington genannt wird, ist übrigens selbst einen Blick wert. Die Stationen wirken sehr retrofuturistisch und sollen wohl die Bedeutung Washingtons auch noch im Untergrund hervorheben. Jedenfalls bestehen sie im Gegensatz U-Bahn-Stationen anderer Städte nicht aus einem minimalistischen Netzwerk aus kleinen Tunneln, sondern vielmehr aus einem gigantischen Tunnel, in den ein Bahnhof hineingebaut wurde, der im wesentlichen oberirdischen Designs folgt. So entstehen die mit Abstand bombastischsten Stationen, die ich je gesehen habe.

Die ersten zwei Nächte haben wir in der Internationalen Jugendherberge nur eine handvoll Blocks vom Weißen Haus verbracht. Für die darauffolgenden drei Nächte mussten wir dann allerdings in ein Hotel etwas weiter außerhalb umziehen.

Aus touristischer Sicht ist Washington angenehm skalierbar. Wer sich nur von den Monumenten beeindrucken lassen und vielleicht einen Blick in die wichtigsten Gebäude werfen will, kommt in zwei Tagen durch. Auf der anderen Seite reihen sich an der National Mall auf der Hauptachse zwischen Kapitol und Lincoln Memorial die Museen der Smithsonian Institution, die keinen Eintritt verlangen - und wenn man sich alle Ausstellungen hier genauer ansehen will, reichen wahrscheinlich selbst zwei Wochen nicht aus. Eine gewisse Toleranz gegenüber inflationären Sicherheitskontrollen muss man natürlich auch mitbringen.

Das Weiße Haus ist ohne "reservations through your member of congress" leider nicht besuchbar, aber ins Kapitol kommt man, wenn man sich vor halb 9 morgens in die lange Schlange stellt um Tickets zu holen, also haben wir das natürlich getan. Wir haben auch dem Supreme Court und der Library of Congress einen Besuch abgestattet, bevor wir uns letztere nochmal im Kino angesehen haben. Und wir haben uns natürlich durch Museen geschlängelt, neben dem National Museum of the American Indian hauptsächlich durchs National Air and Space Museum.

Als wir dort gerade einen übriggebliebenen Mondlander betrachteten wurde ich plötzlich von jemandem angehauen. Da stand doch tatsächlich Areum neben mir, Lisset und Theresias Mitbewohnerin aus Südkorea. Wie's der Teufel so will ist sie am Vortag in Washington angekommen. Da sie aber auf der Suche nach Essen war und wir gerade von selbigem gekommen waren haben sich unsere Wege auch bald wieder getrennt. Die Welt ist so weit und doch so klein.

Dienstag, Januar 01, 2008

A Guads Neiß!

Jaha, 2008 hat inzwischen auch die (bzw. Teile der) USA erreicht. Wir sind dem Verkehrschaos bei Disney World wieder heil entkommen und planen gerade unsere nächsten Tage in Florida. Mehr Berichte aus der Neuen Welt sind auf Grund von längerem WLAN-Mangel in den letzten Tagen etwas verzögert worden, kommen aber bald.

Bis dahin wünsche ich euch allen ein gutes neues Jahr. Mögen eure realistischen guten Vorsätze Realität, und eure unrealistischen guten Vorsätze realistisch werden!